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Bitterfelder
Grundwasser
Irgendwann
kommt das Gift
Wissenschaftler hält Umsiedlungen für unvermeidbar
- Stadt setzt auf Pumpen
Von unserem Redakteur Johannes
Dörries Bitterfeld MZ .
"Mittelfristig
kommt man um Umsiedlungen nicht herum".
Holger Weiß vom Umwelt-Forschungszentrum Halle-Leipzig
zeichnet für die Bewohner von 200 bis 300
Häusern in Bitterfeld eher düstere Zukunftsbilder.
Gemeint sind die Häusern ,deren Keller durch
den Anstieg des Grundwassers noch immer unter
Wasser stehen, nachdem das Hochwasser abgeflossen
ist.
In dem östlichen Stadtteil des Leine-Flüsschens
sollen Pumpen den Wasserspiegel senken. Das
plant die Stadt Bitterfeld, deren Rat am Mittwoch
Abend ein Konzept billigte, das 120 Brunnen
zum Abpumpen des Grundwassers vorsieht. Dabei
soll, so Bürgermeister Werner Rauball (SPD),
die besondere Situation berücksichtigt werden.
Gepumpt werden soll nur so intensiv, das kein
schadstoffhaltiges Wasser aus der mit Giften
belasteten Grundwasserblase unter Bitterfeld
angesogen wird. Rauball geht davon aus, dass
damit der Grundwasserspiegel in dem Gebiet
langfristig niedrig bleibt.
Kurzfristig lasse sich der Grundwasseranstieg
sicher bremsen, bestätigt Weiß, promovierter
Geologe und Experte für die gifthaltige Bitterfelder
Grundwasserblase. Werde jedoch länger als
das zunächst geplante Jahr gepumpt, sei innerhalb
von Monaten damit zu rechnen, das sie Pumpen
auch Wasser aus der Bitterfelder Giftblase
fördern. Das hätten andere Pump-Projekte im
Raum Bitterfeld gezeigt. Auch weil die Goitzsche,
das Tagebau-Restloch am Stadtrand von Bitterfeld,
inzwischen voll ist, wandere die unterirdische
Blase nicht mehr in Richtung des riesigen
Loches. Ihr Ziel, so Weiß, ist nun die Problemzone
östlich der Leine. Wird dort erstmals gepumpt,
entsteht ein zusätzlicher Sog, dem das Wasser
folgt, schneller als bisher angenommen: "Sie
könne nicht die ganze Stadt trocken pumpen."
Brisante Sätze, die Weiß formuliert. Die Probleme
allerdings sind nicht neu. In Bitterfeld ist
in den zurückliegenden Jahrzehnten in Gebieten
gebaut worden, die ur deshalb trocken waren,
weil wegen des Kohle-Tagebaus und für die
Industrie enorme Grundwassermengen abgepumpt
worden sind, der Wasserspiegel sank. Inzwischen
aber wird in erheblich geringerem Umfang abgepumpt,
das Grundwasser kommt zurück. Es steigt kontinuierlich.
Jahr für Jahr erhöht sich das Niveau. Starke
Regenfälle lassen die Kurve nach oben schnellen.
Und dann verharren sie auf einer jeweils höheren
Stufe.
So wirkte auch der tagelange Regen im August,
der das Hochwasser von Elbe und Mulde auslöste.
Prekär wird das für die Bitterfelder in jenen
östlichen Stadtteilen, weil das Grundwasser
kritische Schwellenwerte überspülte und in
die Keller der Häuser floss. Hinzu kam das
Hochwasser, dass ebenso seinen Weg in diese
tief gelegenen Straßenzüge fand. Eine Folge
"hydrologischer Betriebsblindheit" nennt Weiß
das und spricht von Leichtsinn. Und das treffe
auch die öffentliche Hand.: Das neue Bitterfelder
Kreiskrankenhaus steht in der Problemzone
östlich der Leine. Bislang gingen die Planer
davon aus, dass noch reichlich Zeit ist, bis
fertige Konzepte für die Reinigung des Wassers
aus der Giftblase auf dem Tisch liegen müssen.
Daran gearbeitet wird seit einiger Zeit. Holger
Weiß ist wissenschaftlicher Leiter des 1999
gestarteten Safira-Projektes. Knapp 50 Experten
forschen in dem Projekt, wie den Schadstoffen
aus der Giftblase beizukommen ist. Sie setzen
bisher auf Methoden, die das im Untergrund
vorbeiziehende Dreckwasser im Vorbeifließen
reinigen. Sie sind damit recht erfolgreich:
Drei Verfahren, so Weiß, funktionieren inzwischen
so gut, dass ihr Einsatz im größeren Maßstab
vorstellbar ist. Nun aber drängt die Zeit.
"Das ruhige Abwarten der ursprünglichen Planung
geht nicht mehr," sagt Weiß. Er sieht unter
den veränderten Vorzeichen weiteren Forschungsbedarf.
Und ein Konzept für die Bitterfelder Wasserprobleme,
das die neuen Voraussetzungen berücksichtigt,
werde gebraucht. Damit es rechtzeitig Lösungen
für die Probleme gibt, die das steigende Grundwasser
nun früher an die Oberfläche spült, als erwartet.
Weiß: "Jetzt passiert alles wie im Zeitraffer."
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Nach der Jahrhundertflut
Brunnen
auf Privatgelände
Mit
einem Aufwand von fünf Millionen Euro werden
ab 7. Oktober in Bitterfeld 120 Brunnen gesetzt,
die den Grundwasserspiegel um einen Meter
senken sollen. Etwa 80 Prozent der Anlagen
müssen auf privaten Grundstücken errichtet
werden. Für die Eigentümer bedeutet das nicht
nur Duldung der Baumaßnahme, sondern unter
anderem auch die Gewährung von langfristigem
Zugang für Wartungsarbeiten.
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Leerstand
wächst dramatisch
Trotz Millionen-Programms steigt die Zahl
unvermieteter Wohnungen weiter an
In den neuen Bundesländern werden beim Stadtumbau
Erfahrungen gesammelt, die dem Westen noch
bevorstehen. Da es kaum Muster gibt, wie mit
schrumpfenden Kommunen und Bevölkerungszahlen
umzugehen ist, zahle der Osten heute einen
Preis, der dem Westen später erspart bleibe.
"Das sollte ihm etwas Wert sein.", sagte Peter
Naujokat, Chef einer Chemnitzer Wohnungsgesellschaft
gestern in Halle vor 800 Teilnehmern des 3.
Leerstandskongresses des Bundesverbandes deutscher
Wohnungsunternehmen (GdW) des Deutschen Städtetages
und des Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau
und Raumordnung. Es waren so viele Gäste aus
der Wohnungswirtschaft, aus Kommunen, von
Länderregierungen und Bund, aus Banken und
Bauwirtschaft in das Hotel Maritim gekommen
- passend zum Thema ein umgebauter Plattenbau
aus DDR-Zeiten - , dass es die Organisatoren
überraschte. Eine Erklärung für den Ansturm
gab Jost Riecke, Direktor des Verbandes der
Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt. Er sagte:"Die
Lage ist dramatisch."
Tatsächlich
nimmt der Leerstand in den neuen Bundesländern
in einem atemberaubenden Tempo zu. Im Jahr
2000 standen eine Millionen Wohnungen leer.
Um den Markt zu bereinigen und den Wohnungsunternehmen
eine Chance zu geben, sollen 350.000 Wohnungen
bis zum Jahr 2009 abgerissen werden. Genauso
viele unvermietete Wohnungen sind seitdem
hinzugekommen. Statt 100.000 Wohnungen wurden
im Vorjahr lediglich 15.000, in Sachsen-Anhalt
statt 10.000 nur 1.000 abgerissen.
Deshalb verwundert es, dass Bundesbauminister
Manfred Stolpe (SPD) erklärte, der Stadtumbau
Ost liege gut im Zeitplan. Sachsen-Anhalts
Bauminister Karl-Heinz Daehre (CDU) hatte
zuvor gewarnt, es könne schon fünf Minuten
nach Zwölf sein, da viele Kommunen wegen Leerstands
in den Kassen keine Kredite mehr aufnehmen
könnten, um Abriss und Aufwertung der Kommunen
zu finanzieren. Volker Kiepe, Baudezernent
des Deutschen Städtetages, sieht selbstkritisch
auch Versäumnisse bei Kommunen. Sie müssen
eigene Schwächen nacharbeiten. Häufig seien
erforderliche Stadtentwicklungskonzepte nicht
auf der Höhe.
Zu
schaffen macht den Wohnungsunternehmen offenbar
ein Konstruktionsfehler bei der Forderung
des Stadtumbaus. Sie folgt der klassischen
Städtebauförderung. Dabei werden Jahr für
Jahr zunächst geringere und dann aufsteigende
Summen gezahlt. Um aber mit Abriss und Aufwertung
beginnen zu können, muss Geld bereits am Anfang
kräftig fließen.
Halles
Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) fordert
deshalb: "Wir brauchen nicht mehr Geld, aber
wir brauchen jetzt Geld." Auch GdW-Chef Lutz
Freitag sieht dies so. Jedoch hält er es für
ungünstig, "mitten im Fluss die Pferde zu
wechseln". Das würde zu weiterer Verzögerung
führen, räumt er ein. Er plädiert für Zwischenfinanzierungen
und ist optimistisch. Denn Stolpe hatte versichert,
es werde daran gearbeitet, damit die Schere
zwischen Umbaubedarf und dem tatsächlichen
Handeln geschlossen werden kann.
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Wolfen
zeigt, wie es gehen kann
2,3
Millionen Euro für Rückbau bis 2006 bewilligt
- Modell-Lösung für andere Kommunen geschaffen
Von
unserer Redakteurin Christine Krüger Wolfen/MZ.
Für
den Wohnungsrückbau in Wolfen-Nord, der mit
dem Bundesprogramm Stadtumbau Ost gefördert
wird, hat Wolfen in diesem Jahr einen Förderbescheid
über rund 2,3 Millionen Euro erhalten. Mit
dem Geld sollen entsprechende Projekte bis
2006 umgesetzt sein.
4 500 Wohnungen stehen derzeit in den Plattenbauten
von Wolfen-Nord leer. Das sind 30 Prozent
des gesamten Wohnungsbestandes des Neubaugebiets.
Der Bevölkerungsrückgang ist enorm. Lebten
1993 noch etwa 32 000 Menschen dort, sind
es heute 17 000. Dass Häuser abgerissen werden
müssen, war bereits Anfang der 90er Jahre
klar. Seit 1996 bemühen sich Wohnungswirtschaft
und Kommune um Konzepte und Lösungen. Ein
städtebauliches Leitbild mit Nachbarschafts-
und Kommunikationskonzept wurde erarbeitet,
dass die Grundlage für die Aufwertung des
Gebietes und für den Abriss bildet. Wertvolle
Anstöße hat hier auch das Team der Expo gegeben.
Bereits im Juli 2000 ist mit dem Abriss der
ersten Blöcke in Wolfen-Nord begonnen worden,
im Jahr darauf folgten bereits weitere. Außerdem
wurde 2001 begonnen, weitere der in den Jahren
2002 und 2003 zum Abriss vorgesehene 768 Wohnungen
vorzubereiten: im Fachjargon "Leerwohnungen"
genannt. Entkernung und Rückbau der Gebäude
kosten 1,1 Millionen Euro, die Hälfte des
Geldes kommt aus dem Programm Stadtumbau Ost.
Für die vorbereitenden Arbeiten hat die Stadt
eine ABM aufgelegt, in der jetzt 35 Leute
beschäftigt sind. "in diesem Jahr wurde nichts
rückgebaut", sagt Uwe Lumitsch, Sprecher der
EWN Erneuerungsgesellschaft Wolfen-Nord, die
eigens für eine koordinierte Stadtentwicklung
geschaffen worden ist. Er nennt verschiedene
Gründe: Haushaltssperre Flut. Und: "Die Gelder
kommen spät", stellt er fest.
"Aber in der Hoffnung, dass das Stadtumbau-Programm
Ost nahtlos an unsere vorhergehenden Arbeiten
anschließt, haben wir so weit vorgearbeitet,
dass wir mit der Entkernung der Gebiete weiter
machen können. So stehen schon die Blöcke,
die nächstes Jahr abgerissen werden sollen
leer." Die Mieter werden in die Konzepte einbezogen
- ein wichtiger Teil des städtebaulichen Leitbildes.
Schließlich sollen Kommunikation und Sozialisierung
in einer später gesunden Stadt funktionieren.
"Unsere Erfahrungen fließen nun in die Konzepte
anderer Städte, die gleiche Probleme haben,
ein", erklärt Lumitsch. Im Februar 2003 geht
der Abriss in Wolfen-Nord weiter. Bis Jahresende
sollen die 768 Wohnungen komplett weg sein.
Das Geld allerdings muss von den Wohnungsgesellschaften
vorfinanziert werden, da die mit der Bewilligung
gewährten Mittel noch nicht flüssig sind.
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Immobilienmarkt
Sachsen-Anhalt
Gute
Wohnlagen ausgebucht Maklerverband
Mietpreise
entsprechend hoch - Die Bau- und Kauflust
lässt nach
Magdeburg/MZ/fzi.
Obwohl es in Sachsen-Anhalt ein Überangebot
an Wohnungen gibt, brauchen Mieter, die auf
der Suche nach qualitativ besseren und preiswerten
Quartieren sind, Geduld und Glück, um das
Heim ihrer Wünsche zu finden.
In begehrten Wohnlagen wie um die Burg Giebichenstein
oder das Mühlweg-Viertel in Halle, den Dessauer
Stadtteilen Kochstedt, Nord oder Heidenau
seien die Chancen außerordentlich gering,
sagte Werner Thiemann, Sprecher des Verbandes
Deutscher Makler (VDM) in Sachsen-Anhalt.
"Dort kommen keine Wohnungen nach." Da das
Wohnumfeld an anderen Standorten der Städte
oft zu wünschen übrig lasse, seien die Mieten
für die attraktiven Objekte so hoch, "dass
manchen erschrecken". In einem sehr gut sanierten
Altbau würden in Halle bis zu 6,50 Euro pro
Quadratmeter kalt verlangt, meinte Thiemann.
Angesichts solcher Mietforderungen halte er
den Kauf einer Immobilie für überlegenswert.
Zumal es momentan durchaus möglich sei, bei
einem Eigenkapital von 30 bis 40 Prozent Baudarlehen
zu einem Zinssatz von nur vier Prozent zu
bekommen. "Aber die Leute halten ihr Geld
lieber beisammen und Wollen außerdem mobil
bleiben", sieht Thiemann Gründe für die Kauf-
und Bauzurückhaltung.
So wundert es nicht, dass die Bautätigkeit
im Land stark abgenommen hat. Im Segment der
Eigentumswohnungen gebe es fast einen Stillstand,
resümierte der Verband. Dagegen sei bei Einfamilienhäusern
und hier insbesondere bei frei stehenden eine
gleich bleibende Nachfrage - wenn auch auf
niedrigem Niveau - zu verzeichnen. Die Preise
für Einfamilienhäuser bewegen sich im Neubaubereich
zwischen 110.000 und 180.000 Euro, erläuterte
Thiemann. Gebrauchte Objekte in gutem Zustand
seien aber schon für 70.000 bis 110.000 Euro
zu bekommen. Diese würden besonders nachgefragt,
weil die Modernisierung abgeschlossen sei
und diese Heime zudem in fertigen Wohnumfeldern
stünden, so der VDM-Sprecher. Generell seien
die Mietpreise in Sachsen-Anhalt "niedrig
und relativ stabil", urteilt der Maklerverband.
Für einfach ausgestattete Wohnungen in Aschersleben,
Madgeburg (Westerhüsen und Salbke), Halle-Glauchau
oder Dessau-West bewegten sich die Mietpreise
zwischen 3,50 und 4,00 Euro.
hoch
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Platte
sucht Halt
Andere
Wege bei der Preispolitik für die Wohnungswirtschaft:
Neue Tools in der Wohnraumvermarktung sorgen
für mehr Kreativität.
Bis 1970 gab es beim Drogeriemarkt Rabattmarken.
Dann waren sie out und heute ist dieses Mittel
der Kundenbindung und Rabattierung wieder
in. Unter der Bezeichnung "Kontrahierungspolitik"
ist dieser Bereich des Marketings in der Konsumgüterindustrie
circa 100 Jahre alt. Bei Persil gab es Handtücher
oder Sondergrößen und bei Averna Gläser dazu.
Reguliert wurden die Zugaben in Deutschland
durch eine rigide Zugabenverordnung - bis
heute. In den 90er Jahren entdeckte die Immobilienwirtschaft
das Marketing als Vertriebsunterstützung.
Notwendig wurde das, weil das Angebot größer
war, als die Nachfrage. Zunächst galt das
für Büroimmobilien, vor allem in den neuen
Bundesländern. Für Büroquadratmeter wurden
Umzugsbeihilfen, Ablösesummen für den derzeitigen
Vermieter bei der Mietvertragsauflösung, zusätzliche
Innenausbauten oder mietfreie Monate zur erfolgreichen
Rabattform.
Zeichen
der Marktlage:
Wer zahlt die Courtage?
Anfang
der 90er Jahre zahlte der Büromieter noch
die Maklergebühren, in der Hochzeit des Mietermarktes
ging die Vermittlung zulasten des Vermieters.
Schnell waren gute Begründungen für diesen
Seitenwechsel der Lasten von Maklerunternehmen
zu hören. Zur Courtage zulasten des Mieters
wurde im Vermietermarkt der Jahrtausendwende
nicht zurückgekehrt, obgleich es im marktwirtschaftlichen
Sinn nachvollziehbar gewesen wäre. Die Wohnungswirtschaft
tat sich lange Zeit schwer, die Vermittlungscourtage
dem Vermieter anzulasten. Bis heute wird diese
Form der Preispolitik nur bei außerordentlich
hohen Leerständen angewendet. In den Ballungsgebieten
München und Frankfurt zahlen die Mieter noch
immer die Maklerprovision. In großen Plattenbausiedlungen
und im so genannten Speckgürtel um Berlin,
in denen die Leerstandsraten höher sind als
die Vermietungsraten, wurde umgedacht - zwangsweise.
Die Anmietung ist provisionsfrei und wird
oft direkt vom Vermieter organisiert, um Maklerkosten
einzusparen. Bis an die Schmerzgrenze engagierte
private Kapitalanleger mit Wohnungen zum Beispiel
in Henningsdorf und rund um den internationalen
Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International,
von dem man sich eine immer währende Vermietbarkeit
versprach, verlegen auf Mieterwunschandersfarbige
Teppiche und reißen neue Wände ein. Einen
hohe Auszugsrate und insolvente Privatmieter
zwingen sie dazu. Inhaber von Anteilen an
Wohnungsfonds haben ebenso wenig Freude. Sie
müssen ihrer Nachschusspflicht nachkommen
oder bekommen keine Ausschüttungen. Und das
wird absehbar auch so bleiben. Mehr als 100.000
Wohnungen stehen allein in der Bundeshauptstadt
leer.
Echte
Piazzetta - italienische Studenten bringen
Flair
Hier
sind kreative Wege gefragt, die Rabattierung
und die Zugaben für potentielle Mieter attraktiver
- das heißt zielgruppengerechter - zu machen.
Schönes Beispiel ist die Neugestaltung eines
Quartierplatzes. Durch die Zusammenarbeit
deutscher und italienischer Architekturstudenten
(der Berliner Technischen Hochschule und der
Baufachschule Palermo) entstand eine echte
Piazzetta. Eine, die ihren Namen auch verdient
und nicht nur ein klingender Name innerhalb
eines Einkaufzentrums ist, wie es von Architekten
gerne kommuniziert wird. Dass die Zusammenarbeit
auch zum deutschitalienischen Erfahrungsaustausch
dient, ist erwünschter Nebeneffekt. In Dallgow-Döberitz
und Spandauer Wohnsiedlungen (um Berlin) wurden
Gutscheine für umliegende Gärtnereien und
Autowaschanlagen, Gratiskinokarten von Neumietern
gerne genommen. Das hat für den Vermieter
den Vorteil, dass seine Siedlung, hübsch bepflanzt,
einen guten Eindruck macht. Das Wagenwaschen
ist notwendig, weil in der Siedlung meist
jahrelang gebaut wird und so Beschwerden gegen
Baudreck vorgebeugt wird. Andere Vermieter
setzen auf ihre Mieter als Vermittler. Bringt
einer einen neuen Mieter, bekommt er seine
Nettokaltmiete im Dezember erlassen und zwar
für drei Jahre, ein nettes Weihnachtsgeld.
Handelt es sich um einen Angehörigen ersten
Grades, so wird die Miete sogar dauerhaft
um einen Euro pro Quadratmeter gemindert.
Andere Anbieter schaffen ein Nachbarschaftszentrum
und veranstalten dort nach alter DDR-Tradition
Nachbarschaftsabende. So manch ein Vermieter
spendiert jedem neuen seine Einweihungsparty.
Die DEGEWO hält in der Schlangebader Straße
- eine Autobahnüberbauung in Berlin - Gästewohnungen
frei, ein Service, der gerne genutzt wird.
Mieter können tageweise für ihre Gäste vergünstigt
eine Wohnung anmieten. Neu, wenn auch aus
der gewerblichen Vermietung entlehnt, ist
folgendes Rechenbeispiel: Der Mieter wird
in Anzeigen mit dem Versprechen, nur einen
Euro pro Quadratmeter zu zahlen, zur Kontaktaufnahme
angeregt. Der Mietvertrag muss auf mindestens
fünf Jahre abgeschlossen werden, und der Mietzins
steigt im zweiten Jahr auf eine leicht erhöhte
Marktmiete. So wird die Gesamtmiete auf die
verbleibenden vier Jahre des Vertrags umgelegt.
Der Vorteil für den Mieter: Im Jahr des Einzugs
kann er die ersparte Miete etwa in eine neue
Einbauküche oder in einen neuen Fußbodenbelag
investieren.
Problemzone
Fahrstuhl und gratis nach Mallorca
In Plattenbausiedlungen muss man sich auch
der "Zone Fahrstuhl" als Problem widmen. Mal
sind sie verschmiert von Graffiti, mal werden
sie zweckentfremdet und riechen übel. Künstler
werden beauftragt, sie zu bemalen. Das Werk
wird mit sprayabweisendem Überzug geschützt.
Wo der Fahrstuhl nicht vorhanden ist - auch
ein Problem - wird eine Quadratmeterpreisreduzierung
für Mieter der oberen Etage angeboten: der
Joggingrabatt. Zwischen 0,5 und 1 Euro weniger
zahlt der Mieter pro Quadratmeter. Eine Wohnungsbaugenossenschaft
bot Neumietern sogar einen Gratisurlaub auf
Mallorca an. Die Resonanz war überraschend
gering. Alle Vermieter bieten inzwischen kostengünstige
Umzüge und deren Organisation an. Die lokale
Bankfiliale übernimmt die Arbeit beim Wechsel
des Instituts (das gehört bei Banken allerdings
seit Jahren zum üblichen Service . die Idee
liegt im Kommunizieren bei Mietvertragsabschluss).
Rabatte bei einer großen Elektronikkette werden
genauso ausgehandelt wie Nachlässe bei Stromanbietern
oder Küchenausstattern. Die schiere Größe
der Wohnungsbaugesellschaften macht das so
möglich wie notwendig. Internetanschlüsse
und deren Kostenübernahme für ein Jahr sowie
Carports werden auf Wunsch installiert. Bei
Immobilien mit einer auffälligen soziodemographischen
Struktur wird der Concierge zum menschlichen
Servicepoint und nachbarschaftlichen Regulativ.
Und da Berlin die Keimzelle der Schrebergärten
ist, werden in einigen Wohnblocks jeder Mietwohnung
Mietergärten zugeordnet. Freilich sind die
Schrebergartennutzungs- und Bepflanzungssatzungen
einzuhalten, wofür der Hausmeister sorgt.
Und ganz im Sinne des Zielgruppenmarketings
werden für Singles monatliche Partys unter
dem Motto "Platte sucht Halt" veranstaltet.
Autorin: Dipl.
Ing. Karen Niederstadt aus Zeitschrift Immobilienmarketing,
Ausgabe 4/2003
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Neue
Produktionsstätte
Ansturm
auf Jobs im Leipziger BMW-Werk
Über 65 500 Bewerbungen - Konzern sucht auch
Ältere und Frauen
Von
unserem Redakteur RAINER GUMMELT Leipzig/MZ.
Für die 5000 zu besetzenden Stellen im neuen
BMW-Werk in Leipzig liegen bislang mehr als
65500 Bewerbungen vor. Das sagte Werkleiter
Peter Claussen zur Eröffnung des erweiterten
Informations-Zentrums an der Baustelle am
Donnerstag der MZ. Etwa 800 Arbeitsverträge
seien bereits unterschrieben. Diese Mitarbeiter
würden zurzeit an den bayerischen Standorten
des Konzerns geschult. Von den Bewerbungen
entfalle die Hälfte auf Angestellten-Funktionen.
Claussen erwarte nochmals eine Lawine an Bewerbungen,
wenn es um die Einstellung gewerblicher Mitarbeiter
geht. Enttäuscht äußerte er sich, dass sich
nur wenig Bewerber über 50 Jahre gemeldet
hätten. Verwundert zeigte er sich auch, dass
nur wenig Frauen bei BMW arbeiten wollen.
"Wo sind nur die vielen Frauen geblieben,
die in der DDR eine technische Ausbildung
erhalten haben", fragte Claussen. "Wir möchten
eine ausgewogene Mitarbeiter-Struktur, in
der sich alle Altersgruppen ebenso wiederfinden
wie Männer und Frauen." Der Automobilbauer
errichtet seit Mai 2002 das neue Werk für
1,3 Milliarden Euro in Leipzig. Im Jahr 2005
sollen die ersten Fahrzeuge vom Band laufen.
Mit der Ansiedlung weiterer Unternehmen könnten
insgesamt 10000 neue Stellen geschaffen werden.
Am neuen Infocenter können sich Besucher vor
Ort ein Bild über die Bauarbeiten machen.
Dokumentiert wird auch der Stand der Bewerberzahl
- zur Eröffnung waren es 65569
Mitteldeutsche
Zeitung vom 19.04.2003
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Jahrhundertflut
beschäftig die Gerichte
Mit
der Jahrhundertflut im Osten Deutschlands
standen viele Menschen plötzlich auf der Straße,
weil ihre Wohnungen voll Wasser gelaufen und
damit unbenutzbar geworden waren. Jetzt müssen
sich die Juristen mit den mietrechtlichen
Folgen der Flut befassen. Das Amtsgericht
Grimma spielte den Vorreiter: Es sprach nach
Mitteilung des Infodienstes Recht und Steuern
der LBS einem Mieter das Recht auf hundertprozentige
Mietminderung und fristlose Kündigung zu (Aktenzeichen
2 C 0983/02, nicht rechtskräftig). Der Fall:
Am 13. August 2002 wurde ein großer Teil der
Stadt Grimma vom Hochwasser überflutet - darunter
auch die gemieteten Gewerberäume eines Unternehmers.
Die Immobilie konnte unbestreitbar über einen
längeren, kaum überschaubaren Zeitraum nicht
mehr genutzt werden. Ohne gründliche Austrocknung
der Wände und anschließende Renovierung war
nicht an einen Wiedereinzug der Firma zu denken.
Deswegen weigerte sich der Mieter, seine monatlichen
Zahlungen zu leisten. Außerdem sprach er eine
fristlose Kündigung aus, da ihm die Wartezeit
nicht zuzumuten sei. Es kam zu einem Prozess
vor dem Amtsgericht Grimma, weil der Vermieter
das alles nicht hinnehmen wollte. Er vertrat
die Meinung, seine Immobilie habe im streng
juristischen Sinne keinen Mangel aufgewiesen.
Für solch außergewöhnliche Naturgewalten sei
er nicht haftbar zu machen. Das Urteil: Der
zuständige Amtsrichter stellte sich auf die
Seite des Mieters. Der Gesetzgeber habe ausdrücklich
eine so genannte Garantiehaftung des Vermieters
für Mängel vorgesehen. Dieses Risiko dürfe
nicht auf den Mieter abgewälzt werden. Der
Firmeninhaber sei darauf angewiesen gewesen,
seine Geschäfte möglichst schnell wieder aufnehmen
zu können, sonst hätte dies seine Existenzgrundlage
bedroht. Bei Abwägung beider Interessen habe
in diesem Fall dem Mieter der Vorrang gelten
müssen. Dieser Fall bezog sich zwar auf Gewerberäume,
könnte aber nach Juristenmeinung auch bei
privaten Mietverhältnissen Anwendung finden,
wenn die Wohnung durch eine Überschwemmung
unbrauchbar geworden ist. Der Mieter könnte
dann gegenüber dem Eigentümer eine Mietminderung
geltend machen und bei sich lange hinziehenden
Renovierungsarbeiten den Vertrag kündigen.
Quelle: Immobilien Wirtschaft
und Recht Infomail vom 09.05.2003
hoch
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Arbeitsmarkt
- Nur ganz geringer Rückgang
Halle/Bitterfeld/MZ.
Die Zahl der Erwerbslosen im Bereich des Arbeitsamtes
Halle, zu dem auch der Landkreis Bitterfeld
gehört, ist im Verlauf des Juni 2003 gegenüber
dem Vormonat zurück gegangen. Waren Ende Mai
noch 45298 Menchen offiziell als Arbeitslose
registriert, so betrug diese Zahl Ende Juni
44444. Das entspricht einem Rückgang der Arbeitslosenquote
von 20,6 auf 20,2 Prozent. Im Bereich Bitterfeld
wurden von Juni auf Mai 64 Arbeitslose weniger
gezählt. Bei der Vorstellung des statistischen
Monatsberichts - zugleich Halbjahresbilanz
- führte die Direktorin des Arbeitsamtes Halle,
Sabine Edner, die "positive Entwicklung" auf
verschiedene Maßnahmen zurück. Ihre Behörde
habe im ersten Halbjahr 3722 Arbeitsplätze
direkt bei Arbeitgebern gefördert, etwa mit
Eingliederungszuschüssen oder Beschäftigungshilfen
für Langzeitarbeitslose. Im Vergleich zum
Vorjahr stellte das einen Zuwachs von 1510
Stellen dar. Zudem hätten sich verstärkt Arbeitslose
direkt selbständig gemacht. Im gesamten Arbeitsamtsbezirk
waren das 866 Frauen und Männer. Davon machten
247 von der Möglichkeit gebrauch, indem sie
eine sogenannte Ich-AG gründeten. Derzeit
bewähre sich, so Edner, eine Mischung aus
"Fördern und Fordern". Im gesamten Bezirk
seien zeitweise889 Arbeitslosen im ersten
Halbjahr die Leistungen gesperrt worden, weil
sie eine "zumutbare Arbeit" ablehnten. Edner:
"Wir sind auf dem richtigen Weg." Wieder etwas
zurückgegangen ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen.
Ende Juni zählte das Arbeitsamt Halle 19847
Personen, die ein Jahr und länger ohne Arbeit
sind. Das waren 188 weniger als zum Ende des
Vormonats. Auch ist es gelungen, die Zahl
arbeitsloser Schwerbeschädigter zu verringern.
Wie aus der Statistik hervorgeht, wurden vom
Arbeitsamt Halle im Juni 870 Vermittlungsgutscheine
ausgegeben. Damit hat sich deren Zahl seit
Einführung der Neuerung im April auf 6078
erhöht. Ende Juni waren allerdings erst 775
abgerechnet worden. Bei noch nicht in Ausbildung
vermittelten Jugendlichen ist ein leichter
Rückgang zu verzeichnen. Lag ihre Zahl im
Mai noch bei 1888, so sank sie auf jetzt 1721.
Ihrem Amt, so Edner, sei es verstärkt gelungen,
Firmen für die Nachwuchsförderung zu gewinnen.
So habe der Tag des Ausbildungsplatzes 19
Stellen gebracht.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
vom 09.06.2003
hoch
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Neue
Autofabrik: Erwartungen sind BMW zu euphorisch
81000
Bewerbungen - 900 Arbeitsverträge unterschrieben
Halle/MZ.
Das neue Leipziger BMW-Werk nährt in der Region
viele Hoffnungen. Erwartet werden: mehr Arbeitsplätze,
steigendes Steueraufkommen, gestärkte Kaufkraft,
zahlreiche Folgeinvestitionen. Peter Claussen,
der Werkleiter des neuen Werkes, zeigte sich
am Donnerstag Abend überwältigt von dem Riesen-Interesse
an seinem Vortrag beim Institut für Unternehmensführung
an der halleschen Universität. Der Hörsaal
war überfüllt. Zuhörer drängten sich in den
Gängen. "Manchmal bestürzt mich die Euphorie
in der Region", sagt Claussen. Er war deshalb
auch bemüht, "die Erwartungen etwas tiefer
zu hängen", so seine Worte. BMW sei nur eine
Arabeske in der Wirtschaftlichen Landschaft
Ostdeutschlands, sagte der gebürtige Hesse.
Es müsse sich der gesamte Rahmen ändern, damit
die aktuellen Probleme gelöst werden können.
Wie groß die Hoffnungen sind, zeigen die Bewerberzahlen.
Bis zum Donnerstag waren 81 000 Bewerbungen
eingegangen. Bis zum Jahresende werden es
100000 sein, blickt der 52-jährige Maschinenbauingenieur,
der seit 25 Jahren bei BMW arbeitet, voraus.
Erfreulich für ihn ist, dass sich inzwischen
auch mehr Frauen und ältere Bewerber meldeten
als in der ersten Bewerbungsphase. Denn angestrebt
werde eine homogene Altersstruktur. "Am liebsten
wäre mir in jedem Jahrgang die gleiche Anzahl
von Mitarbeitern", beschrieb Claussen seine
unerfüllte Wunschvorstellung. Um Bewerbern
aus der Arbeitslosigkeit eine Chance zu geben,
werden sie vom Arbeitsamt in besonderen Kursen
auf die Bewerbungstests vorbereitet. Die Erfolgsquote
dieser Bewerber sei höher als von denen, die
aus der Beschäftigung heraus zu BMW wechseln
wollen, hob Claussen hervor. 90 Prozent der
Bewerber kommen nach seinen Worten aus den
neuen Bundesländern, vor allem aus dem Raum
Halle-Leipzig-Bitterfeld. Bisher sind 900
Arbeitsverträge unterschrieben worden. 100
Jugendliche befinden sich in der Berufsausbildung.
30 Prozent der Bewerber haben eine Absage
erteilt. Derzeit arbeiten auf der Baustelle
2800 Menschen. 52 Prozent der am Bau beteiligten
Firmen kommen aus Sachsen, 13 Prozent aus
Sachsen-Anhalt, zehn Prozent jeweils aus Thüringen
und Brandenburg. Für das Werk war in Mai 2002
de erste Spatenstich erfolgt. Ab Frühjahr
2005 sollen täglich bis zu 650 Pkw der 3er
Reihe vom Band rollen. 5500 Arbeitsplätze
entstehen.
Weitere Informationen: www.bmwgroup.com
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 05.07.2003
hoch
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Industriegebiet
Wolfen-Thalheim
Junge
Firma lässt auf sonnige Zeiten hoffen
Investor Q Cells will Zahl der Jobs bis
2005 auf 400 verdoppeln
Wolfen/Thalheim/MZ.
Europas leistungsfähigste Solarzellen kommen
aus Wolfen-Thalheim. Entwickler und Hersteller
ist die erst 1999 gegründete Q Cells AG.
Das junge Unternehmen hat seine moderne
Produktionsstätte, in der seit Mitte 2001
bereits 1,2 Millionen Photovoltaik-Scheiben
gefertigt worden sind, gestern offiziell
eingeweiht. Als Glanzstück der Erzeugnispalette
stellten die beiden Vorstände Reiner Lemoine
und Anton Milner eine Zelle vor, die gegenüber
dem bisherigen Modell eine um 44 Prozent
größere Oberfläche aufweist und von daher
bei reduzierten Kosten eine wesentlich höhere
Leistung bringt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident
Wolfgang Böhmer (CDU) bescheinigte dem Unternehmen,
völlig zu Recht das "Q" im Firmennamen zu
führen. Mit dem Engagement der mittelständischen
Aktiengesellschaft, für die ein Börsengang
vorläufig noch kein Thema ist, brechen in
Thalheim sonnige Zeiten an. Der Investor,
der zum führenden Solarzellen-Produzenten
Deutschlands aufsteigen will, habe "eine
atemberaubende Entwicklung genommen", zeigte
sich Gerhard Stryi-Hipp, Chef des Bundesverbandes
Solarenergie, beeindruckt. Doch Vorstand
und Aktionäre - darunter Banken und auf
Risiko-Kapital spezialisierte Geldgeber
- sehen noch Potenzial. Bis 2005 sollen
drei weiter Produktionslinien installiert
werden., kündigte Lemoine an. Damit werde
sich die Zahl der Beschäftigten - vorgestern
ist der 200. Mitarbeiter eingestellt worden
- verdoppeln, fügte Milner hinzu. Den bisher
investierten 35 Millionen Euro sollen noch
"40 bis 50 Millionen" folgen. Die Herstellung
der photovoltaischen Hochleistungszellen
ist eine saubere Sache. Der Fußboden in
der Produktionshalle blitzt in Hochglanz.
Technologin Sandra Lust schildert die wichtigste
Phase im Entstehungsprozess der Scheiben
von 15 Zentimeter Kantenlänge. Die 0,3 Millimeter
"starken" Silicium-Platten werden nach intensiver
Reinigung mit Silicium-Nitrid beschichtet,
erläutert die Chemikerin. Diese Substanz
erzeugt nicht nur den für die Zellen typischen
bläulichen Schimmer sonder sei auch entscheidend
dafür, dass Sonnenlicht zu Strom wird. Bei
Q Cells ist man in Sorge, dass die Pläne
durch zögerliche Haltung des Gesetzgebers
überschattet werden könnten. Nach Auslaufen
des 100 000-Dächer-Programms zur Nutzung
der Sonnenenergie ist ein Anschluss nicht
in Sicht. Sollte die entsprechende Gesetzesnovelle
nicht bald verabschiedet werden, seien in
der Branche Jobs akut gefährdet, warnte
der Verbandschef.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
vom 13.10.2003
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